Primarschule Uster
Mit dem Projekt «Draussen lernen» geht für Eva von Fischer ein Traum in Erfüllung. Die Primarschullehrerin und Mutter von drei Kindern befasst sich seit vielen Jahren mit den Vorzügen vom Unterricht im Freien. Wir haben nachgefragt, weshalb.
Draussen lernen macht Spass. Die Kinder haben viel Bewegung und das Lernen findet am realen Objekt statt. Alles ist schon da, es muss nur noch entdeckt werden. Die Schüler*innen schauen aufmerksam, erforschen ihre unmittelbare Umgebung und werden zum Gestalten und Spielen angeregt. Sie sind neugierig und stellen Fragen. Draussen werden verschiedene Sinne angesprochen und der ganze Körper aktiviert. Die einzelnen Qualitäten der Kinder kommen häufig besser zum Zug und die Defizite weniger zur Geltung als drinnen. Bei gemeinsamen Erlebnissen und Herausforderungen wird auch die Gruppe gestärkt. Die Kinder lernen enorm viel, auch im sozialen Bereich.
Am liebsten unterrichte ich wöchentlich einen ganzen Morgen draussen. Sich wiederholende Abläufe bilden das Gerüst des Lernens im Freien. Regeln und Rituale geben den Kindern und der Lehrperson Orientierung, Struktur und Sicherheit. Je öfter ich raus gehe, desto selbstverständlicher wird für die Kinder der Unterricht im Freien.
Bei einer grossen Esche, die auf dem Feld steht, begrüssen wir den Wald. Auf dem Weg zum Waldplatz gibt es einen ersten Auftrag. Dort legen wir die Rucksäcke immer unter denselben Baum. Anschliessend starten wir im Morgenkreis. Wir begrüssen den Wald und lauschen hinein. Was hören wir heute? Das tun wir in allen Jahreszeiten und nehmen so Veränderungen im Jahreslauf bewusst wahr. Dann singen wir ein Lied.
Beim anschliessenden ruhigen Teil setzt sich jedes Kind zu seinem Baum und ist einfach still. Die Kinder geniessen diese Momente sehr. Am Anfang sitzen sie nahe beieinander. Durch die Wiederholung fassen sie Vertrauen und haben den Mut, sich einen eigenen Baum zu suchen. Wenn ich Flöte spiele, geht es zurück in den Kreis.
Anschliessend mache ich einen Input zu einem von mir gewählten Thema. Nach der Pause am Feuer ist Freispiel angesagt. Die Kinder toben sich aus, gehen auf Entdeckungstour oder entwickeln ihre eigenen Spiele. Obwohl ich eine sehr lebendige Klasse habe, läuft das meist friedlich ab. Wenn ich das Jagdhorn blase, kommen wieder alle zusammen und setzen sich in den Kreis, um den Morgen abzuschliessen.
Am Anfang ist alles Neue aufwändig, das ist draussen nicht anders als drinnen. Beim Unterricht im Freien gilt ein anderer Rahmen, wir müssen den Unterricht anders denken. Je häufiger wir draussen sind, desto einfacher wird es. Am Anfang bedeutet draussen unterrichten Aufwand und Wagnis. Aber mit der Zeit wird es zum Genuss.
Die 42-Jährige ist Primarschullehrerin und hat an einer Fachhochschule Umweltingenieurwesen mit Vertiefung Umweltbildung studiert. Beim Projekt «Draussen unterrichten bewegt» bringt sie ihre grosse Erfahrung ein.
Schon seit Jahren geht sie mit ihren Klassen regelmässig raus in die Natur. Besonders gerne unterrichtet sie Textiles und Technisches Gestalten (TTG) und Natur Mensch Gesellschaft (NMG) – und das am liebsten in der Natur.